AVIVA-Berlin >
Kunst + Kultur
AVIVA-BERLIN.de im November 2024 -
Beitrag vom 30.12.2011
Meg Baird - Seasons On Earth
Kristina Auer
Mit seiner leise melancholischen Grundstimmung passt das zweite Soloalbum der amerikanischen Folk-Musikerin Meg Baird hervorragend zum momentanen Grau der winterlichen Landschaft - und lässt doch...
...hin und wieder ganz unerwartet einen Lichtblick durchscheinen.
Die aus New Jersey stammende Meg Baird kommt aus einer Familie mit langer Folk-Tradition. Der 1881 geborene Folksänger Isaac Garfield Greer, der in das "Archive of American Folk Song" aufgenommen wurde, ist ein Ur-Onkel Bairds. Nicht zuletzt durch diesen berühmten Vorfahren kam Meg schon im Kindesalter mit der Folkmusik in Berührung. Des Weiteren erhielt sie bereits früh Klavierunterricht und begann, sich das Gitarrespielen selbst beizubringen.
Die heute in Philadelphia lebende Künstlerin zählt heute bereits zu den festen Größen der dortigen Folk-Szene. Hier war sie zunächst auf verschiedenen Alben anderer KünstlerInnen als Background-Sängerin zu hören. Anfang der 2000er Jahre gründete Baird zusammen mit FreundInnen die Folkrock-Band "Espers", mit der sie vier Alben veröffentlichte. Für ein anderes Bandprojekt mit dem Titel "The Baird Sisters" arbeitete die Sängerin und Gitarristin mit ihrer Schwester Laura zusammen und nahm zwischen 2003 und 2008 zwei Alben auf. Im Jahr 2007 erschien darüber hinaus Meg Bairds erstes Soloalbum mit dem Titel "Dear Companion."
Obwohl "Seasons On Earth" dem Titel zufolge unterschiedliche Jahreszeiten thematisiert, klingen die Lieder auf Meg Bairds zweitem Soloalbum vordergründig nach Winter. Bairds Melodien, welche sie mit glockenklarer Stimme singt, sind simplistisch reduziert, stellenweise fast monoton und stets kilometerweit entfernt von überschwenglicher Romantik oder Süße. Einzige Ausnahme ist "Babyon", der Aufmacher des Albums, der durch eine ausdifferenziertere Gesangsmelodie einige Lichtstrahlen aussendet. Auf den folgenden Songs dominiert eher eine dunklere Stimmung, die Baird auf faszinierende Weise dadurch hervorruft, dass sie ihr virtuoses Gitarrenspiel mit dem metallig kühlen Klang auf die tieferen Saiten konzentriert. Damit setzt sie das Instrument in einen spannenden Gegensatz zu ihrem hellen Gesang.
Wie bereits auf dem Vorgänger "Dear Companion" sind auch auf "Seasons On Earth" Coverversionen von Songs anderer KünstlerInnen enthalten. Auf dem neuen Album handelt es sich dabei um den Song "Friends" der "Mark Almond Band" und "Beatles and the Stones" von "The House of Love", welche sich trotz ihrer etwas melodiöseren Songstruktur nahtlos in das Album einfügen. Dass Baird beiden Songs durch die für sie typischen, komplexen Gitarren-Arrangements ihren persönlichen Stil eingeflößt hat, ohne diese ihres ursprünglichen Charakters zu berauben, macht "Friends" und "Beatles and the Stones" zu Höhepunkten der Platte.
AVIVA-Tipp: Meg Baird schreibt leise, nachdenkliche Folksongs im klassischen Stil, die weitgehend auf große Melodien verzichten. Dass einige der Songs erst nach mehrmaligem Hören zugänglich werden, tut ihrer Qualität nicht den geringsten Abbruch. "Seasons On Earth" ist ein mit viel Liebe zum Detail komponiertes und produziertes Album, das es in jedem Falle verdient, gehört zu werden.
Seasons Of Earth
Label: Wichita Records / Play It Again Sam (Rough Trade)
VÖ: 14.10.2011
Weitere Infos finden Sie unter:
www.megbaird.com
Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:
Sarah McLachlan - Fumbling Towards Ecstasy
The Webb Sisters - Savages
McKinley Black - Beggars, Fools and Thieves
Sheryl Crow - Detours